„Wir haben nur noch 10 Minuten!“ motiviert Stefan Caspari die
letzten Kräfte seiner Pfadfinderkollegen. Schnell greifen die vielen Hände
in den großen Lehmtopf und bessern die letzten Stellen aus. Pünktlich
um 17:07 Uhr knallen dann die Sektkorken zur Einweihung des neuen Lehmhauses
auf dem Gelände der Peter- Petersen- Schule.
Deutschlands größte Sozialaktion, „72 Stunden- ohne Kompromiss“,
ist am Sonntag, den 10. Oktober zu Ende gegangen. Über 30.000 Jugendliche
und junge Erwachsene waren 72 Stunden Tag und Nacht aktiv, um soziale Projekte
im Südwesten Deutschlands umzusetzen. An der Aktion des Bundes der Deutschen
Katholischen Jugend (BDKJ) beteiligten sich auch die Pfadfinder der DPSG Weiterstadt.
Ihre Aufgabe war es, innerhalb der Aktionszeit ein Lehmhaus auf dem Schulgelände
der Peter- Petersen- Schule in Weiterstadt zu errichten. Bei Wind und Wetter
waren die 18 Jugendlichen aktiv. Gearbeitet wurde „vorwiegend nachts“,
wie Konrad Burlon verrät. Tagsüber habe die Gruppe eher versucht das
ganze Material beizuschaffen, das dann in unendlichen Nachtaktionen verarbeitet
wurde. Das ging bereits direkt nach dem Aktionsstart los: Für das Fundament
brauchte die Gruppe massig Zement. Direkt nach dem Aktionsstart am Donnerstag,
den 07. Oktober 17:07 Uhr wurden deshalb die Autos gestartet, Hilferufe über
Internet und Radio verschickt und Firmen angerufen. Um 21 Uhr fuhr dann ein
Lieferwagen mit Anhänger vor, der den ersehnten Baustoff lieferte. Das
Bauunternehmen Herge hatte den Hilferuf der Pfadfinder vernommen und 300 Kilogramm
Zement gespendet. Anlieferung inklusive. Während ein Teil der Gruppe Zement
anrührte und das Fundament erstellte, wurden andernorts schon die ersten
Konstruktionsskizzen für das eigentliche Haus angefertigt. Für die
nötige Erhellung der Nachtaktionen hatte die Freiwillige Feuerwehr Weiterstadt
mit zwei großen Strahlern gesorgt.
Gerade mal 24 Stunden später thronte das Holzgerüst auf dem Schulgelände.
Derweil bastelten Andreas und Steffen bereits an Türen und Fenstern für
das Minihaus. Samstag wurde dann der Lehm organisiert. Weit über eine Tonne
Lehmmasse wurde in den nächsten (nächtlichen) Stunden verarbeitet.
Für Teilnehmerin Sarah Köhler das Highlight der Aktion: „ Nachts
um 4 Uhr wie Kinder mit Lehm zu spielen und trotzdem was Gutes zu tun- das war
einfach geil!“. Unterstützt wurde die Gruppe auch durch Ihren Projektpaten,
den Bundestagsabgeordneten Andreas Storm. Über Ihn schaffte es die Gruppe
sogar ein echtes Ziegeldach des Berufsbildungs- und Technologiezentrums Weiterstadt
zu organisieren. Für den Transport sorgte das Technische Hilfswerk, das
die 72 Stunden- Aktion bundesweit unterstützte.
Bei der Einweihung am Sonntag, den 10. Oktober konnte Schulleiter Peter Rossmann
seinen Augen nicht trauen: „Wir hatten uns ein kleines offenes Lehmgebäude
vorgestellt- kein fertiges Haus!“ Sogar für einen Ofen hatten die
Pfadfinder gesorgt, indem die Schüler der PPS echtes Brot backen können.
Rossmann kündigte an, dass Lehmhaus auch für Kleingruppenunterricht
nutzen zu wollen.
72 Stunden waren die Jugendlichen ohne Honorar für das Gute aktiv. Am Ende
steht die Erfahrung, „dass man unheimlich viel erreichen kann, wenn man
es will!“, sagt Konrad Burlon ehe er von seinen Gruppenkollegen in den
großen Jubelkreis um das neu errichtete Lehmhaus gezogen wird.
Christoph Buchert
Andy, Marcy und Bettina bei den letzten Arbeiten an der Rückwand.
Serge voll in seinem Element?! Mal wieder richtig mit Schlamm spielen.